Pflegetagebuch - Nachweis für Ihren Pflegebedarf

Sabrina Berger
5 Minuten
Lesezeit
Zuletzt aktualisiert:
25.2.2025
Eine ältere Dame sitzt aif einer weißen Couch und schreibt in ihr Pflegetagebuch.
Inhaltsverzeichnis
  1. TEST

Wenn Sie einen Pflegegrad beantragen möchten, wird häufig empfohlen ein Tagebuch zu führen. Aber welche Daten und Informationen genau sollen in diesem Pflegetagebuch festgehalten werden?

Warum besteht überhaupt die Notwendigkeit und warum ist es so nützlich die Pflegebedürftigkeit zu dokumentieren?

Wir klären Sie in diesem Ratgeber auf und stellen Ihnen kostenlos ein Pflegetagebuch zur Verfügung, das den Richtlinien des aktuellen Begutachtungsverfahrens entspricht.

Was ist ein Pflegetagebuch?

Ein Pflegetagebuch ist ein schriftliches Dokument, in dem alle pflegerischen Tätigkeiten und Beobachtungen bezüglich einer pflegebedürftigen Person festgehalten werden.

Es dient als detaillierte Aufzeichnung über den Verlauf der Pflege, dokumentiert den Pflegebedarf und hilft dabei, Veränderungen im Gesundheitszustand systematisch zu erfassen.

Das Tagebuch kann in verschiedenen Formen vorliegen: als handschriftliches Notizbuch, als vorgefertigte Formulare oder in digitaler Form. Das Pflegetagebuch auch als Pflegeprotokoll bezeichnet, sollte aber nicht mit einer professionellen Pflegedokumentation verwechselt werden.

Unterschied zur professionellen Pflegedokumentation

Ein Pflegetagebuch wird in der Regel von pflegenden Angehörigen oder ehrenamtlichen Pflegekräften geführt, während eine professionelle Pflegedokumentation in Pflegeeinrichtungen oder durch ambulante Pflegedienste genutzt wird.

Die wesentlichen Unterschiede sind:

  • Umfang und Struktur: Eine professionelle Pflegedokumentation enthält detaillierte medizinische und pflegerische Berichte, die gesetzlichen Vorgaben entsprechen müssen.
    Ein Pflegetagebuch ist meist einfacher gehalten und dient vor allem als Gedächtnisstütze und Nachweis für Pflegeaufwendungen.
  • Rechtliche Relevanz: Während eine Pflegedokumentation verpflichtend für Pflegeeinrichtungen ist und auch als juristische Absicherung dient, ist ein Pflegetagebuch freiwillig, kann aber bei Streitigkeiten mit der Pflegekasse als Beweismittel herangezogen werden.

Warum ist ein Pflegeprotokoll wichtig?

Ein gut geführtes Pflegeprotokoll ist aus mehreren Gründen sinnvoll:

Unterstützung bei der Pflegebegutachtung

Ein Tagebuch zu führen, hilft den tatsächlichen Unterstützungsbedarf für eine pflegebedürftige Person transparent zu dokumentieren. Diese Aufzeichnungen sind eine wertvolle Grundlage für die Pflegebegutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD), die über die Einstufung in einen Pflegegrad entscheiden.

Denn der Gutachter erhält bei seinem Begutachtungstermin nur einen kurzen Einblick in den Alltag der pflegebedürftige Person. Besonders bei schwankenden Gesundheitszuständen kann es zu einer Fehleinschätzung der Pflegebedürftigkeit kommen.

Nachweis für Krankenkassen und Pflegekassen

Wenn Leistungen aus der Pflegeversicherung beantragt werden, kann ein Pflegeprotokoll als Nachweis dienen, um den Bedarf an Pflegeleistungen zu belegen.

Dies ist besonders dann hilfreich, wenn es um eine Höherstufung des Pflegegrades oder um zusätzliche finanzielle Leistungen geht.

Verbesserte Organisation und Entlastung für Angehörige

Pflegenden Angehörigen verhilft ein Pflegeprotokoll, die Übersicht über die täglichen Pflegeleistungen zu behalten. Es erleichtert die Koordination zwischen verschiedenen Pflegepersonen und dient als Gedächtnisstütze, um sicherzustellen, dass keine wichtigen Pflegemaßnahmen vergessen werden.

Frühzeitiges Erkennen von Veränderungen im Gesundheitszustand

Durch die kontinuierliche Dokumentation können gesundheitliche Veränderungen oder Verschlechterungen rechtzeitig erkannt werden. Dies ermöglicht eine frühzeitige Reaktion und gegebenenfalls die Anpassung der Pflege oder die Konsultation eines Arztes.

Rechtliche Absicherung

Falls es Unklarheiten oder Streitigkeiten bezüglich der Pflege gibt – etwa bei Versicherungen oder Behörden –, kann das Tagebuch als Beweismittel dienen. Es bietet eine klare, nachvollziehbare Dokumentation aller geleisteten Pflegemaßnahmen.

Pflegeprotokoll für Privatversicherte

Privatversicherte können online eine Vorlage für ein Pflegeprotokoll (1) vom Medizinischen Dienst der privaten Krankenversicherungen abrufen. Die Angaben im Fragebogen sind laut Medicproof zwar nicht vollständig, bilden aber eine wertvolle Grundlage für das Gespräch mit dem Gutachter.

Vorteile eines Pflegeprotokolls

Auch wenn seit der Einführung der Pflegegrade in 2017 ein Tagebuch mit detaillierter Zeiterfassung nicht mehr verpflichtend für die Beantragung von Leistungen der Pflegeversicherung ist, lohnt es sich dennoch dieses zu führen.

  • Bessere Einschätzung des Pflegebedarfs: Das Protokoll dokumentiert den tatsächlichen Pflegeaufwand über einen längeren Zeitraum und zeigt auch Schwankungen auf (z. B. gute und schlechte Tage).
  • Vorbereitung auf die Begutachtung: Sie haben Zeit sich in Ruhe mit dem Fragenkatalog auseinanderzusetzen, der die Grundlage für das Pflegegutachten darstellt.
  • Bessere Grundlage für die Begutachtung: Der Gutachter erhält detaillierte Einblicke in den Alltag des Pflegebedürftigen, was eine faire Einstufung ermöglicht.
  • Höhere Chance auf einen angemessenen Pflegegrad: Eine präzise Dokumentation verhindert, dass der Pflegebedarf unterschätzt wird.
  • Unterstützung bei Widersprüchen: Falls der Pflegegrad niedriger ausfällt als erwartet, dient das Tagebuch als Nachweis für einen möglichen Widerspruch.

Kurz gesagt: Ein Pflegetagebuch schafft Transparenz, stärkt die Argumentation gegenüber der Pflegekasse und bereitet Sie psychisch auf den Besuch des Gutachters vor.

Inhalte eines Pflegetagebuchs

Ein Pflegetagebuch enthält neben allgemeinen Informationen zur Pflegesituation und den beteiligten Personen vor allem eine detaillierte Dokumentation des individuellen Pflege- und Unterstützungsbedarfs.

Achten Sie bei Mustertagebüchern darauf, das sie sich an den aktuellen Begutachtungsrichtlinien orientieren, die im Sozialgesetzbuch XI festgelegt sind.

Denn mit dem 2017 eingeführten Pflegestärkungsgesetz II (2)  wurde ein neues Begutachtungsverfahren (NBA) eingeführt. Seitdem bewerten Gutachter anhand von sechs Kriterien (Modulen) die Selbstständigkeit einer Person (3).

Das heißt nicht mehr die benötigte Pflegezeit, sondern die Einschränkungen in verschiedenen Lebensbereichen sind entscheidend für den Pflegegrad.

Ein reines Zeitprotokoll hat daher keine Beweiskraft mehr. Nutzen Sie deshalb unseren Vordruck, den Sie kostenlos downloaden können. Hier finden Sie ausführliche Erklärungen zu den einzelnen Modulen und Beispiele, die Sinn und Zweck der Unterpunkte verdeutlichen.

Pflegetagebuch bei Demenz

Menschen mit Demenz benötigen oft eine besonders sorgfältige Dokumentation der Pflege, da ihr Zustand sich schleichend verschlechtern kann.

Wichtige Aspekte beim Führen eines Pflegeprotokolls für demenzkranke Personen sind:

  • Beobachtung von Verhaltensänderungen: Notieren Sie Unruhe, Orientierungslosigkeit oder Aggressionen.
  • Erfassung der Tagesstruktur: Dokumentieren Sie, welche Tätigkeiten gut funktionieren und wo Unterstützung nötig ist.
  • Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme: Viele Demenzkranke trinken und essen nicht ausreichend – eine genaue Erfassung hilft, Mangelernährung vorzubeugen.
  • Schlafverhalten: Notieren Sie Schlafstörungen oder nächtliche Unruhe, um gegebenenfalls Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Pflegetagebuch für Kinder

Wenn Kinder pflegebedürftig sind, kann ein Tagebuch dabei helfen, den besonderen Pflegeaufwand zu dokumentieren. Hier sind einige wichtige Aspekte, die dokumentiert werden sollten:

  • Entwicklungsfortschritte und -verzögerungen: Notieren Sie, ob und wie sich motorische, sprachliche oder kognitive Fähigkeiten verändern.
  • Therapien und Behandlungen: Erfassen Sie Termine bei Physiotherapeuten, Logopäden oder anderen Fachkräften.
  • Medikamenteneinnahme: Ein detaillierter Überblick über verabreichte Medikamente hilft, Dosierungen und Wirkungen nachzuvollziehen.
  • Emotionale und soziale Entwicklung: Notieren Sie, wie das Kind auf soziale Interaktionen reagiert und ob es besondere Ängste oder Vorlieben zeigt.

Pflegetagebuch-Vorlage zum Ausdrucken: Kostenloser Download

Wir von Senioren Focus haben für Sie eine kostenlose Vorlage erstellt, die Sie als .pdf Datei einfach ausdrucken oder online ausfüllen können.

In der Pflegetagebuch-Vorlage zum Ausdrucken geben wir wichtige Tipps und Hinweise für die Vorbereitung auf den Besuch des Gutachters.

Sie erhalten eine Checkliste mit allen wichtigen Dokumenten, die bereit liegen müssen und eine Übersicht über den Anspruch aller finanziellen Leistungen der Pflegekasse.

Laden Sie sich hier unsere kostenlose Pflegetagebuch-Vorlage als PDF herunter.

Unser Pflegetagebuch umfasst alle 6 Module des aktuellen Begutachtungsverfahrens (NBA). Anhand von Beispielen und Anmerkungen erhalten Sie eine praktische Ausfüllhilfe, die die Intention der Fragestellung erklärt und Ihnen zu einer präzisen Beantwortung verhilft.

Denn nur so, kann der tatsächliche Pflegebedarf dargelegt und eine korrekte Einstufung in einen Pflegegrad erfolgen.

Tipps zum Führen & Ausfüllen

Wenn Sie sich entscheiden ein Pflegeprotokoll zu führen, sollten Sie beim Führen und Ausfüllen auf einige Aspekte achten:

  • In der Regel wird empfohlen das Tagebuch für mindestens 2 Wochen zu führen. Besser ist jedoch, Sie beginnen direkt nach der Antragstellung damit, den Pflegeaufwand zu dokumentieren. Auch nach der Begutachtung sollten Sie das Protokoll weiterführen. So haben Sei einen schriftlichen Nachweis den Sie bei einem Antrag auf Höherstufung vorlegen können.
  • Falls Sie bereits von einem ambulanten Pflegedienst unterstützt werden, bitten Sie Ihren Ansprechpartner, die Dokumentation gezielt auf die relevanten Begutachtungsmodule auszurichten und möglichst detailliert zu führen. Viele Pflegedienste arbeiten mittlerweile digital – fordern Sie daher eine Kopie der Dokumentation an.
  • Sammeln Sie Arzt- und Krankenhausberichte sowie Ihren aktuellen Medikamentenplan. Diese ergänzen die Notizen im Pflegetagebuch und liefern wichtige Informationen. Achten Sie darauf, nur aktuelle und pflegerelevante Unterlagen vorzulegen, um den Begutachtungsprozess nicht unnötig zu verzögern. Fragen Sie Ihren Hausarzt nach einem aktuellen Bericht.
  • Halten Sie in Ihrem Pflegetagebuch fest, welche Pflegehilfsmittel Sie bereits verwenden. Notieren Sie auch, wenn Sie bestimmte Hilfsmittel benötigen, die Ihnen aktuell noch fehlen. Der Gutachter kann diesen Bedarf in seinem Bericht berücksichtigen und eine Empfehlung für die entsprechenden Hilfsmittel aussprechen.
  • Manche der Fragen sind sehr persönlich und intim, aber auch wenn es unangenehm ist, antworten Sie ehrlich und beschönigen Sie nichts.
  • Nutzen Sie die Notizfelder, um eigene Erfahrungen und Beschwerden zu erfassen. Alle Details sind wichtig und entscheiden am Ende, ob der tatsächlich benötigte Pflegegrad zugewiesen wird.

Fazit: Es lohnt sich ein Pflegetagebuch zu führen

Auch wenn es nicht verpflichtend ist, führen Sie ein Tagebuch, wenn Sie einen Pflegeantrag stellen möchten. Nutzen Sie unser Muster und tragen Sie alle pflegerelevanten Details ein.

Denn die Mühe und Sorgfalt lohnt sich, um am Ende den erforderlichen Pflegegrad und damit alle Ihnen zustehenden Leistungen zu erhalten.

Häufig gestellte Fragen

Die wichtigsten Fragen & Antworten zum Thema, die häufig von unseren Nutzern gestellt werden.

Warum ist ein Pflegetagebuch wichtig?

Ein Pflegetagebuch hilft, den tatsächlichen Pflegebedarf über einen längeren Zeitraum genau zu dokumentieren. Es unterstützt bei der Einstufung in den richtigen Pflegegrad und kann im Falle eines Widerspruchs als Nachweis dienen.

Wie lange sollte ich ein Pflegetagebuch führen?

Idealerweise beginnen Sie bereits bei der Antragstellung und führen es mindestens zwei Wochen lang. Auch nach der Begutachtung lohnt es sich, weiterzuschreiben – besonders, wenn sich der Pflegebedarf verändert und eine Höherstufung nötig wird.

Was sollte in einem Pflegetagebuch stehen?

Es sollte die täglichen Pflegeaufgaben, benötigte Unterstützung in verschiedenen Lebensbereichen, eingesetzte Hilfsmittel sowie besondere Belastungen oder Einschränkungen dokumentieren. Wichtig ist eine Orientierung an den Begutachtungskriterien des Medizinischen Dienstes.

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