E-Rollstuhl

Elektrorollstuhl gebraucht - Lohnt sich der Kauf?

Geschrieben von
Sabrina Berger
Zuletzt aktualisiert
11/4/2025

Gründe für einen gebrauchten Kauf

Was muss beachtet werden?

Händler

Kosten und Finanzierung

Fazit

Kurz zusammengefasst

  • Kosteneffizient: Gut erhaltene gebrauchte Elektrorollstühle bieten volle Funktion zu einem Bruchteil des Preises gegenüber Neugeräten.
  • Technisch einwandfrei: Generalüberholte E-Rollstühle bieten zuverlässige Leistung und Komfort – für mehr Freiheit und Flexibilität im täglichen Leben.
  • Krankenkassenzuschuss möglich: Auch gebrauchte Elektrorollstühle können bei medizinischer Notwendigkeit von der Krankenkasse bezuschusst oder übernommen werden.

Ein Elektrorollstuhl ist für Senioren und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen eine unverzichtbare Mobilitätshilfe für mehr Unabhängigkeit im Alltag. Die Anschaffung eines neuen Rollstuhls kann jedoch eine große finanzielle Belastung darstellen. Der Kauf eines gebrauchten Elektrorollstuhls mag deshalb eine sinnvolle, kostengünstige Alternative sein.

Erfahren Sie hier, worauf Sie achten sollten, wenn Sie einen gebrauchten Elektrorollstuhl kaufen möchten.

Warum einen gebrauchten Elektro Rollstuhl kaufen?

Der Kauf eines gebrauchten Elektrorollstuhls kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein:

  • Temporärer Bedarf: Gebrauchte E Rollstühle können für Menschen interessant sein, die den Rollstuhl nur vorübergehend benötigen, etwa nach einer Operation oder während der Rehabilitationsphase.
  • Kostenersparnis: Im Vergleich zu einem Neugerät sparen Sie oft mehrere hundert bis tausend Euro.
  • Verfügbarkeit: Anders als bei Neumodellen fallen keine langen Lieferzeiten ein. Gebrauchtmodelle sind häufig sofort verfügbar.
  • Technische Zuverlässigkeit: Viele gebrauchte Elektrorollstühle sind in gutem Zustand und bieten zuverlässige Leistung. Fachhändler oder Sanitätshäuser überprüfen auf Mängel und reparieren diese.

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Was gilt es zu beachten?

Wer den Elektrorollstuhl regelmäßig nutzt, verbringt oft viele Stunden am Tag darin – umso wichtiger ist es, ein Modell mit passenden Maßen zu wählen. Nur bei einer bequemen und ergonomischen Sitzhaltung lassen sich Druckstellen (Dekubitus) und Haltungsschäden wirksam vermeiden.

Auch der Einsatzzweck spielt eine zentrale Rolle: Wer den Rollstuhl hauptsächlich für längere Strecken oder Spazierfahrten nutzen möchte, sollte auf eine ausreichende Akkuleistung achten. Soll der E-Rollstuhl im Auto transportiert werden, sind eine geringes Gewicht und ein Faltmechanismus sinnvoll. Wird der E-Rollstuhl überwiegend in der Wohnung eingesetzt, sind kompakte Maße und eine gute Wendigkeit entsc zheidend.

Achten Sie insbesondere auf folgende Aspekte:

  • Technischer Zustand: Überprüfen Sie sorgfältig den Akku, Elektroantrieb und die Steuerung. Die Reichweite des Akkus nimmt mit zunehmenden Alter ab, fragen Sie deshalb explizit nach der Reichweite.
  • Sitzkomfort und Ergonomie: Der Rollstuhl sollte eine bequeme und ergonomische Sitzfläche bieten. Sitzhöhe, Sitztiefe und Armlehnen sollten individuell anpassbar sind, um langfristige Beschwerden und Druckstellen zu vermeiden.
  • Zustand der Räder und Bremsen: Überprüfen Sie die Gebrauchsspuren von Rädern und Bremsen. Sind die Räder gut abgefedert und nicht abgenutzt? Funktionieren die Bremsen zuverlässig? Diese Komponenten sind für die Sicherheit und Stabilität entscheidend.
  • Bedienpult und Steuerung: Achten Sie auf eine intuitive Bedienbarkeit, die Ihren motorischen Fähigkeiten entspricht.
  • Alter des Geräts und Nutzungshistorie: Erkundigen Sie sich nach dem Alter und der Nutzungshistorie des Rollstuhls. Lassen Sie sich - sofern vorhanden - eine Dokumentation der Wartung und Reparaturen zeigen.
  • Bedienungsanleitung und Zubehör: Eine Bedienungsanleitung ist wichtig, um sich schnell mit den Funktionen des Rollstuhls vertraut zu machen. Außerdem sollten alle Zubehörteile wie Ladegerät, Riegel oder Ersatzteile vorhanden und funktionstüchtig sein.
  • Probefahrt oder Rückgabemöglichkeit: Wenn möglich, vereinbaren Sie vor Ort eine Probefahrt, um sicherzustellen, dass der Rollstuhl Ihren Bedürfnissen entspricht. Gibt es die Möglichkeit zur Rückgabe?
  • Gewährleistung und Garantie: Bei Fachhändlern und Sanitätshäusern gilt die gesetzliche Gewährleistung. Diese beträgt in der Regel 12 Monate und deckt Mängel ab, die bereits beim Kauf vorhanden waren. Fragen Sie nach einer Garantie. Viele gewerbliche Händler bieten diese freiwillig für Motor und Akku an.

Modelle mit erhöhter Geschwindigkeit – Elektrorollstühle bis 15 km/h

Elektrorollstühle mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 15 km/h zählen zu den leistungsfähigeren Modellen auf dem Hilfsmittelmarkt. Sie eignen sich insbesondere für Nutzer, die im Alltag auf größere Reichweiten und eine zügige Fortbewegung angewiesen sind.

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Bei der Anschaffung eines gebrauchten Modells dieser Klasse sind jedoch einige gesetzliche Vorschriften zu berücksichtigen:

  • Versicherungspflicht: Fahrzeuge über 6 km/h benötigen ein gültiges Versicherungskennzeichen. Der Abschluss einer Haftpflichtversicherung ist gesetzlich vorgeschrieben.
  • Betriebserlaubnis: Der Rollstuhl muss über eine Betriebserlaubnis (z. B. in Form einer Allgemeinen Betriebserlaubnis – ABE) verfügen. Diese sollte beim Kauf mit übergeben werden.
  • Fahrberechtigung: Es ist keine Fahrerlaubnis (Führerschein) erforderlich, allerdings muss der Nutzer in der Lage sein, das Fahrzeug sicher im Straßenverkehr zu führen.
  • Beleuchtung und Signaleinrichtungen: Eine vollständige Lichtanlage (Front-, Rück- und Bremslicht), Blinker sowie Reflektoren sind für den Straßenverkehr zwingend erforderlich.
  • Verwendung im öffentlichen Raum: Elektrorollstühle mit bis zu 15 km/h dürfen auf Gehwegen nur mit angepasster Geschwindigkeit (Schrittgeschwindigkeit) fahren. Die Nutzung auf Radwegen und Straßen ist hingegen zulässig, sofern keine Gehwege vorhanden sind.

Hinweis zur Krankenkassenversorgung

Elektrorollstühle mit einer Geschwindigkeit über 6 km/h sind in der Regel nicht Teil des Hilfsmittelkatalogs der gesetzlichen Krankenkassen, da sie über den medizinisch notwendigen Grundbedarf hinausgehen. Eine Kostenübernahme ist daher ausgeschlossen.

Wo kann man gebrauchte Elektrorollstühle kaufen?

Gebrauchte Elektrorollstühle werden sowohl von gewerblichen Händlern auch als von Privatpersonen angeboten:  

  • Sanitätshäuser: Viele Sanitätshäuser bieten geprüfte und überholte gebrauchte Modelle an, oft mit Garantie und einer professionellen Beratung.
  • Herstellerwebseiten: Einige Hersteller von Elektrorollstühlen bieten auf ihren Webseiten generalüberholte Modelle an.
  • Online-Marktplätze: Plattformen wie eBay Kleinanzeigen oder spezialisierte Online-Shops bieten eine große Auswahl an gebrauchten Rollstühlen. Achten Sie auf detaillierte Produktbeschreibungen und Fotos.
  • Privatpersonen: Auch auf privaten Verkaufsplattformen oder in sozialen Medien bieten gebrauchte Modelle zum Verkauf an. In diesem Fall sollten Sie besonders auf Gebrauchsspuren und die Funktionalität des Geräts achten und den Verkäufer nach einer Wartungshistorie fragen.

Tipp: Beim Online-Kauf eines gebrauchten Elektrorollstuhls sollten Sie besonders auf Produktbeschreibungen, Fotos und Bewertungen achten. Verlangen Sie klare Informationen zum Zustand des Rollstuhls und zur Rückgabemöglichkeit. Klären Sie ob weitere Kosten für die Lieferung anfallen.

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Privatkauf oder doch vom Fachhändler?

Beim Kauf eines gebrauchten Elektrorollstuhls stellt sich die Frage, ob man sich für einen Privatkauf oder den Erwerb von Neuware vom Fachhändler entscheiden sollte. Beide Optionen haben ihre Vor- und Nachteile.

In der Regel ist der Preis bei einem Privatkauf günstiger, da keine Zwischenhändler beteiligt sind.

Nachteil: Sie haben keinen direkten Anspruch auf Gewährleistung oder eine Garantie, es sei denn, der Verkäufer bietet dies freiwillig an. Die Möglichkeit, den Rollstuhl vorab zu testen, ist oft eingeschränkt, und Sie müssen das Risiko übernehmen, dass versteckte Mängel vorhanden sind.

Fachhändler bieten geprüfte und generalüberholte Rollstühle an, die technisch einwandfrei sind. Zudem bieten Sie neben der gesetzlichen Gewährleistung auch eine begrenzte Garantie an, die in der Regel zwischen 6 und 12 Monaten liegt.

Fachgeschäfte haben Ersatzteile und Zubehör auf Lager, falls Reparaturen oder Anpassungen notwendig sind. Vor Ort erhalten Sie zudem eine ausführliche Beratung und haben die Möglichkeit zur Probe unterschiedlicher Modelle.

Die Preise sind hier in der Regel etwas höher, aber Sicherheit und Service können diesen Aufpreis rechtfertigen.

Ergebnis: Wer beim Kauf auf Sicherheit, Garantie und eine fachkundige Beratung Wert legt, ist mit einem Fachhändler meist besser beraten – wer hingegen bereit ist, etwas genauer hinzusehen, kann beim Privatkauf für günstiges Geld fündig werden.

Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten

In der Regel kostet ein neuer Elektro-Rollstuhl zwischen 3.000 und 15.000 Euro. Hochwertigere Modelle mit umfangreicher Ausstattung oder spezielle Anpassungen sind entsprechend teurer.

Gebrauchte Modelle sind erheblich günstiger als Neuware. Einfache Modelle finden sich bereits ab 500 Euro, Mittelklasse-Modelle kosten 1.500 und 3.000 Euro hochwertige und umfangreicher ausgestattete E-Rollstühle liegen preislich zwischen 3.000 und 6.000 Euro.

Finanzierung durch die Krankenkasse

Elektrorollstühle gelten als Hilfsmittel im Sinne des deutschen Sozialgesetzbuchs (1) und können von den gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst oder vollständig übernommen werden, sofern eine medizinische Notwendigkeit besteht. Die Voraussetzung hierfür ist eine ärztliche Verordnung, die den Bedarf bestätigt.

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Gut zu Wissen!

Auch gebrauchte Elektrorollstühle können bezuschusst werden, wenn sie die Anforderungen erfüllen und technisch einwandfrei sind. In vielen Fällen stellen Sanitätshäuser oder Vertragspartner der Krankenkassen sogar generalüberholte Modelle zur Verfügung.

In der Regel übernimmt die Krankenkasse die Kosten für ein Standardmodell, wobei ein gesetzlicher Eigenanteil von 5 bis maximal 10 Euro anfällt. Sollten Sie ein spezielleres oder hochwertigeres Modell wünschen, das über die medizinische Notwendigkeit hinausgeht, müssen Sie die Mehrkosten selbst tragen. ​

Bedingungen für die Kostenübernahme:

  • Rezept: Ein Fach- oder Hausarzt muss den Elektrorollstuhl als medizinisch notwendiges Hilfsmittel verordnen. Benötigen Sie Sonderausführungen wie faltbare Modelle oder zusätzliche Anbauteile ist es wichtig, dass Ihr Arzt diese speziellen Anforderungen auf dem Rezept vermerkt. Somit wird die Chance auf Kostenübernahme durch die Kasse erhöht.
  • Indikation: Die Person kann sich mit einem manuellen Rollstuhl nicht mehr eigenständig fortbewegen, z. B. aufgrund fehlender Kraft und/oder Beweglichkeit in Armen und Händen, neurologischer Erkrankungen oder multipler körperlicher Einschränkungen.
  • Hilfsmittelnummer: Das Modell sollte idealerweise im Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenkassen (3) gelistet sein.

Fazit: Elektro-Rollstuhl gebraucht - Mobilität zum kleinen Preis!

Achten Sie beim Kauf eines gebrauchten Elektrorollstuhls insbesondere auf den technischen Zustand, den Sitzkomfort und die verfügbaren Sicherheitskomponenten. Klären Sie unbedingt die Garantie- und Gewährleistungsbedingungen im Voraus. Mit diesen Tipps stellen Sie sicher, dass Ihr gebrauchter Elektrorollstuhl eine zuverlässige und langfristige Lösung für Ihre Mobilität darstellt.

Häufig gestellte Fragen

Kann ich einen gebrauchten Elektrorollstuhl über die Krankenkasse finanzieren lassen?

In vielen Fällen können Krankenkassen die Kosten für einen Elektrorollstuhl übernehmen, wenn dieser ärztlich verordnet wird. Einige Krankenkassen akzeptieren auch gebrauchte Modelle, sofern diese den medizinischen Anforderungen entsprechen. Es lohnt sich, im Vorfeld mit der Krankenkasse zu klären, ob eine Kostenübernahme möglich ist.

Wie alt darf ein gebrauchter Elektrorollstuhl sein?

Idealerweise sollte der Rollstuhl nicht älter als 5 bis 7 Jahre sein, da die Leistung der Batterien und die Ersatzteilverfügbarkeit mit der Zeit nachlassen.

Wie finde ich heraus, ob der Akku noch gut ist?

Fragen Sie nach dem Alter des Akkus, der letzten Wartung und – wenn möglich – nach einem Probelauf. Bei Unsicherheit kann ein Fachhändler den Akku testen oder austauschen.

Quellen

(1) Soziales Gesetzbuch - Fünftes Buch: Gesetzliche Krankenversicherung § 33 Hilfsmittel: https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_5/__33.html

(2) Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes - Online Portal: https://hilfsmittel.gkv-spitzenverband.de/home