Pflegekurs für Angehörige und Ehrenamtliche

Sabrina Berger
7 Minuten
Lesezeit
Zuletzt aktualisiert:
12.2.2025
Mehrere Menschen sitzen auf Stühlen und werden in einem Pflegekurs geschult.
Inhaltsverzeichnis
  1. TEST

Findet die Pflege zu Hause statt, stehen Angehörige vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die der Pflegealltag mit sich führt.

Ohne ausreichende Vorbereitung und Unterstützung kann diese schnell zu einer Belastung werden. Doch hier setzen Pflegekurse an.

Sie decken ein breites Spektrum an Themen ab, von der Grundpflege über rechtliche Fragen bis hin zu Aspekten der Selbstfürsorge für die pflegenden Angehörigen.

Wir klären deshalb in diesem Ratgeber, wie ein Pflegekurs Sie unterstützen kann und welche Angebote Sie nutzen können.

Was sind Pflegekurse?

In Deutschland ist nach § 45 SGB XI (1) gesetzlich geregelt, dass Pflegekassen für Angehörige und ehrenamtliche Personen kostenfreie Pflegekurse anbieten müssen.

Ziel es aber nicht nur Fachwissen und praktische Fertigkeiten, die im Pflegealltag entscheidend sind, für Pflegende zugänglich zu machen. Auch das Thema Selbstfürsorge ist ein wichtiger Aspekt.

Denn der Informationsaustausch mit anderen pflegenden Angehörigen hilft seelische Belastungen abzumildern. Doch auch Menschen, die sich sozial engagieren möchten, soll somit der Zugang zur Pflege erleichtert werden.

Die Kurse können in verschiedenen Formaten angeboten werden, wie etwa als Präsenzveranstaltungen, Online-Kurse oder als Wochenendseminare.

Warum sind Pflegekurse für Angehörige wichtig?

Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) waren im Jahr 2023 in Deutschland rund 5,7 Millionen Menschen pflegebedürftig, Tendenz steigend.

Ein erheblicher Teil dieser Pflege wird von Angehörigen übernommen, umso wichtiger ist ein engmaschiges Netzwerk an Unterstützung und Weiterbildung.

In den Kursen geht es deshalb vorrangig um folgende Inhalte:

  1. Vermittlung von Fachwissen
    Viele Angehörige haben keine professionelle Ausbildung in der Pflege und stoßen schnell an ihre Grenzen. Pflegekurse vermitteln das notwendige Wissen zur Grundpflege also Körperpflege, Ernährung, Hygiene, Mobilisation und spezielle Pflegebedürfnisse von Menschen mit chronischen Krankheiten, Demenz oder anderen gesundheitlichen Einschränkungen.
  2. Vermeidung von körperlicher Überlastung
    Die körperliche Belastung ist häufig enorm. Fehler bei der Körperpflege oder beim Heben von Personen können zu gesundheitlichen Problemen wie Rückenschmerzen oder anderen Verletzungen führen. Pflegekurse schulen die richtigen Techniken, um solche Verletzungen zu vermeiden und die körperliche Belastung für die Pflegeperson zu minimieren.
  3. Unterstützung bei der emotionalen Belastung
    Die Pflege eines Angehörigen kann eine große emotionale Belastung darstellen. Die Kursen bieten deshalb auch psychologische Unterstützung, indem nützliche Bewältigungsstrategien bei Stress, Angst und Trauer besprochen werden.
  4. Förderung der Selbstständigkeit des Pflegebedürftigen
    Es ist ungemein wichtig die Selbstständigkeit des Pflegebedürftigen so weit wie möglich zu erhalten. Kurse vermitteln deshalb, wie man die Mobilität und das Wohlbefinden des Pflegebedürftigen fördert und die Eigenständigkeit so lange wie möglich erhält.
  5. Förderung der Kommunikation
    Pflegekurse beinhalten häufig auch Themen zur Kommunikation mit dem Pflegebedürftigen, insbesondere wenn dieser an Demenz oder anderen kognitiven Einschränkungen leidet. Diese Kommunikationsfähigkeiten sind entscheidend, um Missverständnisse und Frustration zu vermeiden und eine respektvolle und einfühlsame Pflege zu gewährleisten.

Inhalte und Themen von Pflegekursen

Pflegekurse decken ein breites Spektrum von Inhalten ab, die sowohl die praktischen als auch die emotionalen Aspekte der Pflege abdecken. Zu den wichtigsten Themen gehören:

Grundpflege:

Die Grundpflege umfasst alle alltäglichen Aufgaben, die notwendig sind, um das Wohlbefinden des Pflegebedürftigen zu sichern.

Dazu gehört die Körperpflege (z.B. Waschen, Duschen, Zähneputzen), die Unterstützung beim Ankleiden, die Ernährung und die Mobilisation. In den Kursen wird den Teilnehmenden gezeigt, wie sie diese Aufgaben sicher und effektiv durchführen können.

Lagerung und Mobilisation:

Für viele Pflegebedürftige ist es schwierig, sich ohne Hilfe zu bewegen. In den Kursen lernen pflegende Angehörige, wie sie ihre Angehörigen richtig lagern und mobilisieren, um Druckgeschwüre (Dekubitus), Stürze oder andere Verletzungen zu vermeiden.

Umgang mit Demenz:

Demenz ist eine häufige Ursache für Pflegebedürftigkeit. Pflegekurse bieten spezielle Module, die den Umgang mit Demenzkranken thematisieren.

Hier wird gezeigt, wie man Kommunikationsbarrieren überwindet, wie man mit Verhaltensauffälligkeiten umgeht und die Lebensqualität des Demenzkranken verbessert.

Medikamentengabe und medizinische Versorgung:

Pflegende Angehörige müssen oftmals Medikamente verabreichen oder medizinische Maßnahmen durchführen. Die Kurse vermitteln einen korrekten Umgang mit Medikamenten, welche Vorsichtsmaßnahmen zu beachten sind und in Notfallsituation handeln m

Rechtliche und finanzielle Fragen

Pflegebedürftigkeit hat auch rechtliche und finanzielle Implikationen. In vielen Kursen werden Themen wie Pflegeversicherung, Patientenverfügung, Vollmacht und Betreuung angesprochen.

Diese Informationen sind wichtig, um die richtige Unterstützung zu erhalten und die eigenen Rechte als pflegender Angehöriger zu kennen.

Selbstfürsorge und Stressbewältigung

Pflege ist eine anstrengende Aufgabe, die zu psychischen und physischen Belastungen führen kann. In den Kursen wird darauf eingegangen, wie pflegende Angehörige ihre eigene Gesundheit bewahren können, wie sie mit Stress umgehen und wie sie Unterstützung in Anspruch nehmen können.

Kommunikation in der Pflege

Die Kommunikation mit einem pflegebedürftigen Menschen kann herausfordernd sein, insbesondere bei Erkrankungen wie Demenz oder Schlaganfällen.

Pflegekurse helfen dabei, Kommunikationsstrategien zu entwickeln, die sowohl für den Pflegebedürftigen als auch für den Pflegenden hilfreich sind.

Angebotsformen von Pflegekursen für Angehörige:

Pflegekurse für Angehörige können in verschiedenen Formaten angeboten werden. Dabei gibt es unterschiedliche Möglichkeiten für die Teilnahme, die je nach den Bedürfnissen der Angehörigen variieren können.

Präsenzkurse

Viele Pflegekurse werden in Form von Präsenzveranstaltungen angeboten, die in sozialen Einrichtungen, Pflegeheimen oder bei privaten Bildungsträgern stattfinden. Diese Kurse ermöglichen eine direkte Kommunikation mit den Kursleitern und den anderen Teilnehmern und bieten einen intensiven Austausch.

Online Pflegekurse

Für Angehörige, die wenig Zeit haben oder aus anderen Gründen nicht an Präsenzkursen teilnehmen können, bieten sich Online-Pflegekurse an.

Diese werden häufig von Pflegeorganisationen oder Bildungseinrichtungen angeboten und bieten den Teilnehmern die Flexibilität, die Schulung zu jeder Zeit und an jedem Ort zu absolvieren.

Die Inhalte von online Kursen, wie sie beispielsweise pflegeabc.de anbietet, sind von unabhängigen Experten erstellt und werden in kurzen und jederzeit abrufbaren Videoeinheiten erklärt. Ideal also, um trotz zeitintensiver Pflege einen Kurs belegen zu können.

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Einzelberatung und Einzelkurse

Bei Bedarf können auch individuelle Beratungsgespräche oder Einzelkurse gebucht werden, in denen die speziellen Bedürfnisse der pflegenden Person und des Pflegebedürftigen berücksichtigt werden. Hier kann gezielt auf konkrete Fragestellungen eingegangen werden.

Wochenend- oder Intensivkurse

Für Angehörige, die in kurzer Zeit viel lernen möchten, gibt es Wochenend- oder Intensivkurse. Diese Kurse bieten eine schnelle und kompakte Wissensvermittlung und sind besonders dann hilfreich, wenn eine schnelle Einarbeitung in die Pflegeaufgaben erforderlich ist.

Wo findet man Pflegekurse?

Pflegekurse nach § 45 SGB XI werden von verschiedenen Anbietern organisietrt und von den Pflegekassen finanziert.

Um einen passenden Kurs zu finden, gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Die Pflegekasse des Pflegebedürftigen ist die erste Anlaufstelle. Dort erhalten Sie eine Liste mit anerkannten Anbietern und Kursen. Zusätzlich erhalten Sie von ihr alle Informationen zur Kostenübernahme und Anmeldeformalitäten.
  • Wohlfahrtsverbänden und Pflegeeinrichtungen wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Caritas, die Diakonie, die AWO oder der Malteser Hilfsdienst bieten regelmäßig Pflegekurse für Angehörige an.
  • Pflegestützpunkte und kommunale Beratungsstellen sind oft mit der Krankenkasse oder Sozialverbänden vernetzt und unterstützen Sie dabei einen geeigneten Kurs zu finden.
  • Online Angebote wie pflegeabc.de bieten für digitale Kurseinheiten an, die von den Pflegekassen bezahlt werden. Sie können auf dem Computer, Laptop, Tablet oder Smartphone per App gestreamt werden.

Kosten und Anmeldung

Pflegekurse gemäß § 45 SGB XI sind für Angehörige und ehrenamtliche Pflegepersonen kostenlos. Die Pflegekassen sind gesetzlich verpflichtet, diese Kurse unentgeltlich anzubieten.

Die Kurse richten sich an Angehörige und Personen, die an einer ehrenamtlichen Pflegetätigkeit interessiert sind. Eine Mitgliedschaft in der Sozialen Pflegeversicherung ist keine Voraussetzung für die Teilnahme.

Interessierte können sich direkt bei ihrer Pflegekasse oder bei kooperierenden Einrichtungen wie Volkshochschulen, Sozialstationen oder ambulanten Pflegediensten über aktuelle Kursangebote informieren und anmelden.

Für Privatversicherte sind die Kurse in der Regel erstattungsfähig. Klären Sie am besten mit Ihrer privaten Krankenversicherung alle Fragen zu Kursangeboten und zur Kostenübernahme ab.

Fazit

Insgesamt bieten Pflegekurse für Angehörige eine wertvolle Möglichkeit, sich auf die Herausforderungen der Pflege vorzubereiten und sich im Umgang mit den eigenen Belastungen Unterstützung zu holen.

Sie tragen dazu bei, die Pflegequalität zu steigern und den Angehörigen zu helfen, ihre Verantwortung besser wahrzunehmen, ohne dabei ihre eigene Gesundheit oder ihr Wohlbefinden zu gefährden.

Häufig gestellte Fragen

Die wichtigsten Fragen & Antworten zum Thema, die häufig von unseren Nutzern gestellt werden.

Was beinhaltet ein Pflegekurs

Pflegekurse vermitteln praxisnahes Wissen zu Themen wie Grundpflege, Mobilisation, Ernährung, Umgang mit Demenz, Lagerungstechniken, rückenschonendes Arbeiten, rechtliche Aspekte und Entlastungsmöglichkeiten für Angehörige.

Ist die Teilnahme an einem Pflegekurs verpflichtend?

Pflegende Angehörige können freiwillig an einem Pflegekurs nach § 45 SGB XI teilnehmen, um sich auf ihre Aufgaben vorzubereiten oder bestehende Pflegekenntnisse zu verbessern. Die Teilnahme ist jedoch keine gesetzliche Pflicht und wird nicht vorausgesetzt, um eine pflegebedürftige Person zu betreuen. Allerdings wird in einigen Bundesländern die Teilnahme vorausgesetzt, um als ehrenamtliche Pflegeperson arbeiten zu können.

Wer kann an einem Pflegekurs nach § 45 SGB XI teilnehmen?

Pflegekurse richten sich an pflegende Angehörige, ehrenamtliche Pflegepersonen und andere nahestehende Personen, die sich um eine pflegebedürftige Person kümmern. Auch Freunde oder Nachbarn, die regelmäßig pflegen, können teilnehmen.

Wer übernimmt die Kosten?

Die Pflegekasse des Pflegebedürftigen übernimmt die Kosten für Pflegekurse, wenn die Person mindestens Pflegegrad 1 hat. Voraussetzung ist, dass der Kurs von einem anerkannten Anbieter durchgeführt wird.

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